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Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.

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1918
Kino der Weimarer Republik

Schwarze Menschen und People of Color sind in zahlreichen Filmproduktionen in der Weimarer Republik zunächst als Kompars*innen, später aber auch in größeren Rollen zu sehen. Sie werden hauptsächlich für die Darstellung von Tänzer*innen, Musiker*innen oder Kellner*innen engagiert.

Während in den Jahren vor der Weimarer Republik zunächst britische Migrant*innen Kompars*innenrollen in Filmproduktionen übernahmen, werden ab 1918 fast ausschließlich Menschen aus den deutschen Kolonialgebieten für die Rollen Schwarzer Menschen besetzt. So arbeiten zu Beginn der 1920er Jahre viele der in der Weimarer Republik lebenden Schwarzen Menschen und People of Color in der Film- und Bühnenindustrie. Die Nachfrage nach sogenannten „exotischen“ Schauspieler*innen ist zu dieser Zeit recht hoch und die geringe Anzahl der in der Republik lebenden Schwarzen Menschen sichert ihnen oftmals ein Engagement in der Film- und Theaterbranche. Daher liegen ihre Gagen auch über denen der üblichen Kompars*innen und Nebendarsteller*innen. Infolgedessen gründen Schwarze Kompars*innen die Berliner Berufsvertretung „Afrikanischer Hilfsverein“, die von Viktor Bell als Sprecher und Obmann geleitet wird. Schwarze Menschen werden für Filme engagiert um darin das „exotische Andere“ oder das „orientalische Fremde“ zu verkörpern. Trotz ihrer immensen Wirkung auf weiße Zuschauer*innen werden Schwarze Darsteller*innen und Darsteller*innen of Color in Besetzungslisten und Kritiken fast nie erwähnt. Ausnahmen bilden der amerikanische Boxer Battling Siki, die Schauspielerin Madge Jackson und der Schauspieler Lewis Brody (Ludwig Mpesa). Obwohl Brody aus Kamerun stammt, verkörperte er in Filmen wie „Der müde Tod“, „Genuine“ oder „Die Perle des Orients“ chinesische oder malaysische Menschen. Ende der 1920er Jahre verändert sich die Darstellung Schwarzer Menschen und People of Color im deutschen Kino und die Wahrnehmung seitens der Zuschauer*innen. Dies hängt mit der Einführung des Tonfilms zusammen und der dadurch entstehenden weltweiten Popularität afroamerikanischer Musik wie des Jazz und anderer künstlerischer Ausdrucksformen. Die Tänzerin Josephine Baker und weitere Schwarze Vertreter*innen anderer Kunstformen wie der Lyrik werden öffentlich vermehrt positiv wahrgenommen. Die Abhaltung der Brüsseler Konferenz durch die Initiative deutscher Kommunisten, die zur kritischen Wahrnehmung der Kolonialherrschaft beiträgt, ist auf politischer Ebene ein weiterer Faktor in der sich verändernden Wahrnehmung Schwarzer Künstler*innen zur Zeiten der Weimarer Republik. In der NS-Zeit, wo der Film als wichtiges Propaganda-Mittel benutzt wird, verkörpern Schwarze Darsteller*innen weniger die „Exot*innen“ wie bisher, sondern die (unterlegenen) „Eingeborenen“ wie etwa im Kolonialfilm „Ohm Krüger“. Im antisemitischen Film „Jud Süß“ spielt Ludwig Mpesa den Diener des Herzogs, meist wird er jedoch für Rollen grausamer Figuren wie die des Henkers engagiert (siehe: Filmpropaganda NS-Zeit, 1939-1945).
Die Blickverhältnisse und die Bilder, die eine Gesellschaft produziert, sind nicht neutral und unschuldig, sondern von Machtstrukturen durchzogen. Stereotypen nehmen meist die Form von Bildern an und über Bilder werden rassistische Vorurteile "spontan" und unmittelbar reproduziert und "verstanden".
- Tobias Nagl
Fantasien in Schwarzweiß – Schwarze Deutsche, deutsches Kino. Online-Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung
Germany
Sources
  1. Mahjub (Bayume Mohamed) bin Adam Mohamed (Husen). Stolpersteine in Berlin. Aufgerufen am: July 10, 2015.
  2. Tobias Nagl. Fantasien in Schwarzweiß – Schwarze Deutsche, deutsches Kino.  Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung).  August 10, 2004. Aufgerufen am: July 10, 2015.
  3. Louis Brody in Babelsberg - "Menschenskind, Du bist mein Landsmann...". filmportal.de. Aufgerufen am: July 10, 2015.
  4. Tobias Nagl. "… und lass mich filmen und tanzen bloß um mein Brot zu verdienen!: Schwarze Komparsen und Kinoöffentlichkeit in der Weimarer Republik". In: AfrikanerInnen in Deutschland und schwarze Deutsche - Geschichte und Gegenwart : Beiträge zur gleichnamigen Konferenz vom 13.-15. Juni 2003 im NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) Köln. Münster: LIT Verlag, 2004.
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