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1918
Gründung der Weimarer Republik

Die Entstehung der Weimarer Republik basiert auf einem politischen Kompromiss, um die deutsche Bevölkerung vor den Konsequenzen des verlorenen Weltkrieges zu schützen. Sie wird daher auch die „improvisierte Demokratie“ oder die „Demokratie ohne Demokraten“ genannt

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung glaubt als Sieger*innen aus dem Ersten Weltkrieg hervorzugehen. Als im Oktober 1918 eine militärische Niederlage nicht mehr abwendbar scheint, stürzt das Kaiserreich in eine innenpolitische Krise. Die politisch Verantwortlichen geben den Forderungen des US-Präsidenten nach einem Waffenstillstand, der vollständigen Kapitulation des Militärs und dem Abdanken des Kaisers schließlich nach, doch Prozesse gestalten sich langsam. Es folgen Aufstände von Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel, die sich innerhalb weniger Tage im ganzen Land verbreiten. Arbeiter*innen- und Soldatenräte werden gebildet, die politische Forderungen stellen. Dazu zählt die Einführung einer demokratischen Republik. Die Ausrufung des Bayerischen Freistaates durch Kurt Eisner in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober soll der entscheidende Schritt in diese Richtung sein. Am 9. November 1918 erreicht die entstandene revolutionäre Bewegung Berlin. Angesichts der massiven Proteste ruft der Reichskanzler Max von Baden ohne vorherige Autorisierung den Thronverzicht des Kaisers aus und übergibt sein Amt an Friedrich Ebert, dem Vorsitzenden der SPD. Zur großen Überraschung Eberts ruft sein Parteigenosse Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstages die Republik aus. Wenig später ruft außerdem Karl Liebknecht die Freie Sozialistische Republik vor dem Berliner Stadtschloss aus. Die mehrfach ausgerufene Republik ist von Beginn an durch einen Machtkampf zwischen Sozialdemokrat*innen, dem Zentrum und Linksliberalen auf der einen und linksrevolutionären Kräften auf der anderen Seite gekennzeichnet. Zu letzteren zählt vor allem der von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geleitete Spartakusbund, deren Mitglieder den Parlamentarismus ablehnen und sich für die Einführung einer Räterepublik einsetzen. Dieser Kampf gipfelt im sogenannten „Spartakusaufstand“ im Januar 1919, der mithilfe der Reichswehr blutig niedergeschlagen wird. Dabei werden hunderte Personen ermordet, darunter auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Das Ereignis mobilisiert die deutsche Arbeiter*innenschaft, die sich von der SPD-Regierung verraten fühlt. Viele sind in der neu gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) organisiert. Es kommt vermehrt zu Ausschreitungen und Streiks, die jedoch von den Regierungstruppen erneut niedergeschlagen werden. Zu den blutigsten zählt der Putschversuch der Spartakist*innen im März 1919, bei dem mehr als 1200 Menschen sterben. In den folgenden Jahren kommt es immer wieder zu politischen Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Gruppierungen, wie etwa der Putschversuch rechter Militärs im März 1920 und die Morde an Matthias Erzberger und Walther Rathenau durch Angehörige des Freikorps (siehe: Antisemitismus in der Weimarer Republik, 1919-1933). Rechtsextreme Parteien wie die NSDAP lehnen die Demokratie verachtend als „Judenrepublik“ ab. Hinzu kommen wirtschaftliche Probleme wie die steigende Inflation, die im November 1923 ihren Höhepunkt erreicht. Nach der Währungsreform stabilisiert sich die politische Lage allmählich und es folgt der wirtschaftliche Aufschwung der sogenannten „Goldenen Zwanzigern“. Diese finden 1929 durch die Weltwirtschaftskrise ein abruptes Ende. Die Arbeitslosigkeit steigt rapide an und damit auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung, was der NSDAP bei den Reichstagswahlen im September 1930 mehr als 18% der Stimmen einbringt. Bei den Wahlen im Juli 1931 kommt sie sogar auf über 37 %. Der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt daher Ende Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Dies bedeutet gleichzeitig das Ende der nur 15 Jahre andauernden ersten Demokratie Deutschlands und den Beginn der nationalsozialistischen Diktatur der folgenden Jahre (siehe: Hitler wird Reichskanzler, 1933).
Ausrufung der Weimarer Republik Berliner Illustrierte Zeitung vom 24.11.1918, Nr. 47
Ausrufung der Weimarer Republik
Philipp Scheidemann ruft am 9. November 1918 vom Westbalkon des Reichstagsgebäudes die Republik aus.
In den folgenden Jahren kommt es zu politischen Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Gruppierungen, wie etwa der Putschversuch rechter Militärs im März 1920.
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Sources
  1. Jochen Oltmer. Migration und Politik in der Weimarer Republik. Göttingen: Vandehoeck und Ruprecht, 2005.
  2. Eberhard Kolb. Deutschland 1918-1933: Eine Geschichte der Weimarer Republik. Oldenbourg Verlag, 2010.
  3. Flüchtlinge, 'Rückwanderer’ und Arbeitsmigranten in der Weimarer Republik 1918 – 1933. Deutsches Historisches Museum. Aufgerufen am: July 10, 2015.
  4. Reinhard Sturm. Vom Kaiserreich zur Republik 1918/19.  Bundeszentrale für politische Bildung).  December 23, 2011. Aufgerufen am: July 10, 2015.
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