Timelines

Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.

Close
1960
Musik der „Gastarbeiter*innen“

„Es wurden Arbeiter gerufen, doch es kamen Menschen an“, so lautet der Refrain des Liedes „Gastarbeiter“ von Cem Karaca, in dem er die Erfahrungen von „Gastarbeiter*innen“ in der BRD bis in die 1980er Jahre thematisiert.

Seit den Anwerbeabkommen zu Beginn der 1950er Jahre leben viele Arbeitsmigrant*innen in der BRD. Musik aus ihren Heimatländern und das eigene Musizieren ist von Anfang an ein Mittel, ihr Heimweh zu stillen und ihre Alltagserfahrungen zu verarbeiten (siehe: Anwerbeabkommen der BRD, 1960-1968). Dies gilt für Arbeitsmigrant*innen aus allen Ländern, jedoch ist die musikalische Entwicklung der türkischen Arbeitsmigrant*innen in der BRD am umfangreichsten dokumentiert. Innerhalb der türkischen Gemeinschaft, die größtenteils aus Anatolien stammt, werden zunächst traditionelle anatolische Lieder der sogenannten Âşık (Dichtersänger) gesungen. Darin verarbeiten sie Themen wie Liebe, Krieg, Verlust, Trennung und Isolation. Als sich in den 1960er Jahren der Aufenthalt der Arbeitsmigrant*innen durch den wirtschaftlichen Aufschwung in der BRD verlängert, beginnen viele von ihnen ihre Alltagerfahrungen als „Gastarbeiter*innen“ in der BRD wie einst die Âşık in Gedichten und Liedern zu verarbeiten und vorzutragen. Zunächst im privaten Kreis wie etwa auf Hochzeiten entsteht die sogenannte Gurbetçi Musik (Menschen, die weitab ihrer Heimat leben), die später auch einem breiteren Publikum präsentiert wird. Zu den bekanntesten unter ihnen gehören unter anderem Ozan Ata Canani, Âşık Metin Türkoz und Âşık Divane. Einer der berühmtesten Interpreten ist der türkische Musiker Cem Karaca. Aufgrund politischer Verfolgung findet er zwischen den Jahren 1979 bis 1987 Asyl in der BRD. In der Türkei gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des anatolischen Rock. Sein Lied „Gastarbeiter – Es kamen Menschen“ erlangt durch einen Auftritt in Alfred Bioleks Fernsehshow große mediale Aufmerksamkeit in der BRD. Das Lied erzählt die Lebenssituation und die Erfahrungen aus Sicht eines Arbeitsmigranten. Im Laufe der 1980er Jahren wird die Gurbetçi-Musik von der Arabesk-Musik abgelöst, die in der Türkei sehr erfolgreich ist und in Lebensmittelläden türkischer Migrant*innen auch in der BRD vertrieben wird. Erst Anfang der 1990er Jahre erfährt die türkisch beeinflusste, in der BRD produzierte Musik eine Wiedergeburt: durch den türkischsprachigen Hip Hop.
gazetemde
Cem Karaca - "Es kamen Menschen an" (1984)
Einer der berühmtesten Interpreten ist der türkische Musiker Cem Karaca. Aufgrund politischer Verfolgung findet er zwischen den Jahren 1979 bis 1987 Asyl in der BRD. Sein Lied „Gastarbeiter – Es kamen Menschen“ erzählt die Lebenssituation und die Erfahrungen aus Sicht eines Arbeitsmigranten.
Germany
Sources
  1. Christoph Twickel. "Songs of Gastarbeiter": Mir sagen Leute, du nix Knoblauch heute!.  SPIEGEL ONLINE).  November 23, 2013. Aufgerufen am: July 19, 2016.
  2. Maria Wurm. Musik in der Migration: Beobachtungen zur kulturellen Artikulation türkischer Jugendlicher in Deutschland.  transcript Verlag, 2006.
  3. Melih Duygulu. AŞIK MÜZİĞİ ANADOLU'DA AŞIKLIK GELENEĞİ VE AŞIKLARDA MÜZİK.  Turkish Music Portal). Aufgerufen am: July 19, 2016.
Learn how these timelines were made
USA
/
DEUTSCHLAND
2025 With Wings and Roots e.V. All rights reserved.
Impressum