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Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.

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1961
-
1964
„Gastarbeitersendungen“

Der Süddeutsche Rundfunk (SDR) sendet im Oktober 1961 die erste Sendung für italienische Arbeitsmigrant*innen. Dem SDR folgen der Saarländische (SR), der Bayerische (BR) und der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit eigenen sogenannten „Gastarbeitersendungen“, bis diese 1964 vom ARD zu einem einheitlichen Programm zusammengelegt werden. Als Ziele formuliert die Sendeanstalt eine verbesserte Orientierung in der BRD und die Wahrung der jeweiligen nationalen Identität. 1964 werden neben italienischen auch griechische, spanische und türkische Sendungen ausgestrahlt. Das erste türkische Radioprogramm produziert der WDR unter dem Namen Köln Radyosu am 21. Mai 1964. Anfang der 1970er Jahre wird das damalige Programm um eine weitere Sendung in serbokroatischer Sprache erweitert. Die Sendungen laufen hintereinander in den Abendstunden und liefern den Zuhörer*innen Informationen und Nachrichten sowie Musik aus ihren Herkunftsländern, der BRD und dem Rest der Welt. Einer der Gründe für die Produktion der sogenannten „Gastarbeitersendungen“ war die hohe Anzahl von in der BRD lebenden Arbeitsmigrant*innen in den 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre. Ein weiteres wesentliches Motiv für die Entstehung dieser Sendungen war der Druck seitens der Industrie auf die Rundfunkanstalten. Sie wollte Radiosendungen des sogenannten „Ostblocks“ (etwa Radio Prag, Radio Budapest oder auch Rundfunkanstalten der DDR), die Sendungen in den jeweiligen Sprachen von in der BRD lebenden Arbeitsmigrant*innen ausstrahlten, mit eigenen Sendungen entgegenwirken. Den Rundfunksendungen folgen in den 1970er Jahren Fernsehsendungen, die von Sendern aus den Herkunftsländern der vier großen Migrant*innengruppen aufgekauft und einmal wöchentlich unter Namen wie Cordialmente dall‘Italia, Aqui Espana, Jugoslawijo, dobar dan und Türkiye mektubu gesendet werden. Anfang der 1980er Jahre etabliert sich mit der Einführung des VHS-Videosystems zunehmend der Markt für Filme aus den Herkunftsländern. Mit dem Beginn des Kabelfernsehens 1984 und der Aufnahme des türkischen Senders TRT-INT ins Sendeprogramm der BRD sowie der Möglichkeit weitere türkische Sender über Satellit zu empfangen erweitert sich das einst beschränkte mediale Angebot für Migrant*innen in der BRD.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie man als kleines Kind das deutsche Fernsehen und die Spielereien abstellen musste, wenn im Radio die tiefe Stimme eines Turhan Dikkaya erklang (...). In ganz Deutschland war - damals - für 40 Minuten Stillstand im türkischen Leben.
- Murad Bayraktar on Köln Radyosu
Zitiert in: " Von hier nach dort - per Fernbedienung und Mausklick. Über den Wandel türkischsprachiger Medienangebote in Deutschland" (Heinrich Böll Stiftung)
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