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Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.

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1980
Migrantisches Kino

Anfang der 1980er Jahre entsteht das sogenannte migrantische Kino. Mit den Filmen „In der Fremde“, „Gölge – Zukunft der Liebe“ und „40qm Deutschland“ gelangen die ersten filmischen Werke von Regisseur*innen mit Migrationsbiographie in die deutschen Kinos.

Knapp fünf Jahre nach Erscheinen von „Angst essen Seele auf“ (siehe Angst essen Seele auf, 1974) und „Shirins Hochzeit“, Filme deutscher Regisseur*innen über die Lebenswelten von Migrant*innen, erscheint 1980 „Gölge – Zukunft der Liebe“ von Sofoklis Adamidis und Sema Poyraz. Der Film erzählt die Geschichte der Schülerin Gölge, die als Tochter einer türkischen Einwander*innenfamilie im Berlin-Kreuzberg der 1970er Jahre aufwächst. Die Auseinandersetzung mit ihrer Sexualität und dem Erwachsenwerden im Spagat zwischen Elternhaus und Gesellschaft sind Kernthemen des Films und zeichnen ein für das mehrheitsdeutsche Publikum bis dahin unbekanntes Bild der Lebensumstände eines heranwachsenden Mädchens* mit Migrationsbiografie. Als Erster thematisierte der iranische Regisseur Sohrab Shahid Saless, der als politischer Aktivist in der BRD lebte, bereits 1975 in seinem Film „In der Fremde“ (1975) die Lebensumstände der sogenannten Gastarbeiter*innen in der BRD. Der Film erzählt die Geschichte eines in West-Berlin lebenden türkischen Arbeiters, der in einer Fabrik arbeitet und in einer heruntergekommenen Gemeinschaftswohnung in Kreuzberg wohnt. Sein Leben zwischen eintöniger Arbeit und wortkargen Abenden in der Wohnung zeigt die soziale Isolation, Einsamkeit und radikale Entfremdung, die das alltägliche Leben von Arbeitsmigrant*innen „in der Fremde“ bestimmen. 1985 erscheint mit „40 qm Deutschland“ von Tevfik Başer der wohl bekannteste Film dieses Genres. Er handelt von der Ehebeziehung zwischen Turna und Dursun, der als Arbeiter in Deutschland lebt. Nach ihrer Hochzeit sperrt der Ehemann seine Frau in der Wohnung ein, um sie vor der vermeintlich fremden und zu liberalen Gesellschaft draußen zu schützen. Der Film, der nach seinem Erscheinen vielfach ausgezeichnet wird, erfährt jedoch auch viel Kritik seitens Migrant*innen, welche sich gegen die klischeehafte Darstellung im Film wehren: Das Bild des türkischen Mannes als egoistischen Patriarchen, der seine Frau lediglich als Sexualobjekt und Besitztum behandelt und einsperrt, um sie vor der liberalen Gesellschaft zu schützen, reproduziere kulturelle Stereotypen und Vorurteile. Warum aber die Geschichten des migrantischen Kinos solche Stereotypen weiter produzieren, hängt nach Deniz Göktürk mit den Auswahlkriterien der deutschen Filmförderung zu Beginn der 1980er Jahre zusammen. In dieser Zeit werden nämlich fast ausschließlich Drehbücher gefördert, die veraltete Traditionen und kulturelle Klischees reproduzieren und problematisieren, um den Erwartungen des Publikums gerecht zu werden. Dies ändert sich spätestens Ende der 1990er Jahre mit der Entstehung des Neuen Deutschen Kinos (siehe Neues Deutsches Kino, 1998). .
Gölge – Zukunft der Liebe, FRG 1980 Gegen die Leinwände
Gölge – Zukunft der Liebe, FRG 1980
Das Kammerspiel beschreibt die erwachende Sexualität der Schülerin Gölge, Tochter türkischer Einwanderer. Sie versucht, im Berlin-Kreuzberg der 1970er/1980er Jahre zwischen migrantischer und deutscher Lebenswelt einen eigenen Platz zu finden. Regie: Sema Poyraz, Sofoklis Adamidis.
Germany
Sources
  1. Joachim Neubauer. Türkische Deutsche, Kanakster und Deutschländer : Identität und Fremdwahrnehmung in Film und Literatur: Fatih Akin, Thomas Arslan, Emine Sevgi Özdamar, Zafer Ş̧enocak und Feridun Zaimoğlu. Würzburg: Königshausen & Neumann, January 1, 2011.
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