Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.
1949
Gründung der DDR
Am 7. Oktober 1949 tritt auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone die Verfassung der DDR in Kraft, wodurch die DDR faktisch gegründet wird. Otto Grotewohl wird erster Ministerpräsident und Wilhelm Pieck erster und einziger Präsident der DDR. Die erste Volkskammer (das Parlament der Republik) wird erst etwa ein Jahr später durch Einheitslisten und, wie später vielfach nachgewiesen wird, durch Wahlmanipulation gewählt. Offiziell bildet der Ministerrat die Regierung der DDR, jedoch unterliegt er der Kontrolle des Politbüros des Zentralkomitees der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Damit ist die DDR zwar auf dem Papier eine parlamentarische Demokratie, in der Praxis jedoch eine Einparteiendiktatur der SED. Als Teil der sogenannten Ostblockstaaten orientiert sie sich politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell an der Sowjetunion.
In den folgenden Jahren kommt es zu vermehrten Ausreisewellen von DDR-Bürger*innen in die BRD. Gründe sind neben politischer Verfolgung die massive Einschränkung von Meinungs- und Reisefreiheit, die politische Kontrolle fast aller Gesellschaftsbereiche und die prekäre wirtschaftliche Lage. Besonders junge und gut ausgebildete Menschen, die für sich keine Zukunft in der DDR sehen, sind in der BRD willkommen, da sie als gute Arbeitskräfte zum Wirtschaftsaufschwung beitragen können. Die DDR reagiert auf die Abwanderung, indem sie zunächst die innerdeutsche Grenze weitgehend abriegelt und schließlich die Berliner Mauer errichten lässt (siehe Bau der Berliner Mauer, 1961). Die Flucht aus der DDR als „ungesetzlicher Grenzübertritt“ (auch „Republikflucht“ genannt) wird unter Strafe gestellt.
Bis 1989 flüchten etwa 3 Millionen Menschen aus der DDR. Neben DDR-Bürger*innen fliehen auch viele Pol*innen und Tschech*innen über die DDR in den Westen. In der DDR leben seit ihrer Gründung Sinti und Roma, sowjetische Soldaten, jüdische Menschen und Schwarze Deutsche. Seit dem Pendler*innenabkommen mit Polen 1965 und den folgenden Arbeitsabkommen mit zunächst ost- und später auch mit außereuropäischen Ländern ab 1971 leben zudem etwa 100.000 sogenannte Vertragsarbeiter*innen in der DDR sowie über 300.000 sowjetische Streitkräfte (siehe Pendler*innenabkommen DDR und Polen, 1965; siehe Arbeitsabkommen DDR und osteuropäische Staaten, 1971-1973).