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Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.

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1990
Deutschsprachiger Rap

Der Einfluss der US-amerikanischen Hip Hop-Kultur ist Anfang der 1990er Jahre auch in der Musiklandschaft der BRD zu spüren. Dabei stehen Erfahrungen mit Rassismus und Ausschlüssen thematisch im Vordergrund, wobei die Szene stark von männlichen* Rappern dominiert wird.

Im Jahr 1984 werden die Filme Wild Style und Beat Street in der BRD und DDR uraufgeführt. Sie geben einen Einblick in die Kultur des US-amerikanischen Hip Hop und entfachen nicht nur im deutschsprachigen Raum eine Euphorie unter Jugendlichen. Kurz nach der Veröffentlichung werden Wettbewerbe und Veranstaltungen organisiert, bei denen sich zumeist Jugendliche mit Rassismuserfahrungen aus sozial benachteiligten Milieus bei Breakdance, Graffiti, DJing und Rap-Contests zusammenfinden, austauschen und vernetzen. Während in den Anfängen noch in englischer Sprache gerappt wird, entwickelt sich bald auch der deutschsprachige Rap, der besonders nach dem Mauerfall als Medium der Kritik an dem erstarkenden Rassismus im wiedervereinigten Deutschland genutzt wird. Es bilden sich Gruppen wie Fresh Familiee’s (Ratingen), Advanced Chemistry (Heidelberg), Silo Nation (Ruhrgebiet), Mongo-Clique (Hamburg) oder die Kolchose (Stuttgart). In den Texten werden Alltagserfahrungen verarbeitet und politische Ereignisse reflektiert, als auch offen Kritik an gesellschaftlichen Ausschlusspraxen wie Rassismus geübt. Es findet eine Distanzierung zu Bands wie den Fantastischen Vier, die zwar großen kommerziellen Erfolg haben, deren Texte allerdings kaum gesellschaftskritisch sind. Auch setzen sie sich aus weißen Jugendlichen zusammen, die fernab von Rassismus aufgewachsen sind. Zu einem der einflussreichsten Lieder dieser Zeit gehört „Fremd im eigenen Land“ von Advanced Chemistry. Zehn Jahre später sind sie Teil des von Adé Bantu ins Leben gerufenen Gemeinschaftsprojekts Brothers Keepers. Mitte der 1990er Jahre kommt es zu einer Wende im deutschen Hip Hop. Neue Bands wie Der Tobi und das Bo, Absolute Beginner, Fettes Brot oder Massive Töne schaffen es in die Musikcharts der Radiosendungen. Während des regelrechten Hip-Hop-Booms in Deutschland, u.a. durch die Fernsehsender VIVA und MTV vorangetrieben, wird der sogenannte Old School Hip Hop mit seinen gesellschaftskritischen Idealen immer mehr von der sogenannten Neuen Schule abgelöst. Mit dem Aufkommen der Neuen Schule feiern nunmehr auch Rapperinnen ihre Erfolge. Obwohl Frauen* von Beginn an Teil der Rap-Kultur waren, wurden sie durch die Dominanz der männlichen Künstler und den in der Szene vorherrschenden „Machismo“ ins Abseits gedrängt, was jedoch selten Thema ist. Dass allerdings eine Band namens Tic Tac Toe mit drei Millionen verkaufter Platten die kommerziell erfolgreichste deutsche Rapband ist, bleibt bis heute unbeachtet. Auch andere Künstler*innen schaffen es in den 1990er Jahren, sich Gehör zu verschaffen: So gehört Meli von “Skillz en Masse”, Schwester S. (Sabrina Setlur), die Mitglied des Frankfurter Rödelheim Hartreim Projektes ist, und die Berlinerin Aziza-A (Alev Azize Yıldırım) zu den bedeutendsten und erfolgreichsten deutschen Rapper*innen.
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ADVANCED CHEMISTRY - Fremd Im Eigenen Land, 1992
Ich habe einen grünen Pass mit 'nem goldenen Adler drauf / Dies bedingt, dass ich mir oft die Haare rauf / Jetzt mal ohne Spaß: Ärger hab' ich zuhauf (...) / Fahr' ich zur Grenze mit dem Zug oder einem Bus / Frag' ich mich, warum ich der Einzige bin, der sich ausweisen muss, Identität beweisen muss! [...] Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land / Kein Ausländer und doch ein Fremder
- Advanced Chemistry
Aus dem Lied "Fremd im eigenen Land"
Germany
Sources
  1. Fatima El-Tayeb. Medien, Machos und Mädchenrap. Die Musikgruppe “Tic Tac Toe”. BPB-Dossier: Afrikanische Diaspora in Deutschland. July 30, 2004. Date accessed: June 17, 2015.
  2. Kien-Nghi Ha. A Black Thang? Globaler Rap, kulturelle Hybridisierung und Kommodifizierung. Heinrich-Böll Stiftung. Heimatkunde. Migrationspolitisches Portal. Date accessed: June 17, 2015.
  3. Hannes Loh, Murat Güngör. Fear of a Kanak Planet: HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap. Wien.
  4. ‘Schwarz’ verstehen wir politisch: Die afrodeutsche HipHop-Gruppe Advanced Chemistry über ihre Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus”. Die Tageszeitung. March 25, 1993.
Additional Resources
  1. David Toop. Rap Attack 2: African Jive bis Global HipHop. St. Andrä-Wördern: Hannibal.
  2. Kevin Arlyck. “By All Means Necessary: Rapping and Resisting in Urban Black America”. In: Green, Charles (Hg.): Globalization and Survival in the Black Diaspora. Albany: The New Urban Challenge.
  3. Stefanie Menrath. Represent What … Performativität von Identitäten im HipHop. Hamburg.
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