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Erkunde die Geschichte von Migration, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in Deutschland und den USA über die Jahrhunderte.

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1991
-
1992
Anschläge Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen

Zu Beginn der 1990er Jahre kommt es zu mehreren brutalen Anschlägen auf Asylbewerber*innenheime in Deutschland. Die Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen markieren den Höhepunkt rassistischer Gewalt im wiedervereinigten Deutschland.

Im September 1991 belagert eine Gruppe von Neonazis sowie mehrere hundert Anwohner*innen zwei Tage lang ein Wohnheim von überwiegend vietnamesischen Vertrags*arbeiterinnen und ein Asylbewerber*innenheim in Hoyerswerda. Sie rufen rassistische Parolen und bewerfen beide Gebäude mit Steinen und Brandflaschen, bis die Bewohner*innen schließlich von der Polizei evakuiert werden. Etwa ein Jahr später, im August 1992, wiederholt sich der Vorfall in Rostock-Lichtenhagen, wo zunächst die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber*innen, in der vor allem Roma-Familien leben, ebenfalls mehrere Tage lang belagert und mit Steinen beworfen wird. Anschließend wird das angrenzende Wohnheim der vietnamesischen Vertrags*arbeiterinnen in Brand gesteckt. Diesmal sind es nicht 500, sondern etwa 3000 Anwohner*innen, die sich neben den Rechtsextremist*innen teils aktiv an den Ausschreitungen beteiligen. In beiden Fällen ist nicht nur auffällig, dass ein so großer Teil der mehrheitsdeutschen Anwohner*innen die Anschläge offenkundig befürwortet und unterstützt hat, sondern auch die Zurückhaltung der Polizei: Zu beiden Ereignissen erscheint sie erst sehr spät, unterbesetzt und offenbar ohne Strategie. Teilweise zieht sie sich sogar völlig zurück. Die Vorfälle ereignen sich zu einer Zeit, in der in Deutschland eine hitzige politische und gesellschaftliche Debatte über Asyl und Zuwanderung geführt wird, die Asylsuchende öffentlich zum Problem und zur Gefahr erklärt. Dies geht einher mit einem stärkeren nationalen Einheitsgefühl nach der Wiedervereinigung. Gleichzeitig steigen die Arbeitslosenzahlen in den Neuen Bundesländern rasant an, was vor allem bei Jugendlichen zu Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit führt. Rassistisch motivierte Gewalttaten, meistens von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgeführt, nehmen Anfang der 1990er Jahre stark zu: Nur zwei Monate nach Rostock-Lichtenhagen kommt es zu den Brandanschlägen in Mölln, ein weiteres Jahr später zu den Brandanschlägen in Solingen(siehe Anschläge in Mölln und Solingen, 1992-1993).
NS und Pädagogik
Brandanschläge auf Asylheime in Rostock 1992
Ausschnitt aus der Dokumentation „Pogrom Rostock" (1992): „Die Randalierer verschossen Feuerwerkskörper mit Pistolen und warfen Molotow-Cocktails jeweils unter grölenden Sprechchören, wie ‚Zugabe, Zugabe' und ‚Deutschland den Deutschen' und ‚Ausländer raus' natürlich, ‚Sieg Heil'-Rufe wurden laut."
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