Ab Dezember 2019 breitet sich ausgehend von der chinesischen Stadt Wuhan ein Virus aus dem SARS-Virenstamm aus, das sich bald global verteilt und den Namen Covid-19 erhält.
Das Besondere an dem Virus ist, dass Menschen, die mit ihm infiziert sind, dieses auch verbreiten können, ohne die meist grippeähnlichen Symptome zu zeigen. Auch ist der Krankheitsverlauf schwer vorhersehbar. Obwohl Menschen mit Vorerkrankungen und Immunschwäche besonders gefährdet sind, kommt es auch zu tödlichen Verläufen bei ansonsten gesunden Personen. Um die Verbreitung einzudämmen, werden von vielen Staaten weltweit mehrmals sogenannte Lockdowns beschlossen. Menschen dürfen ihr Zuhause nicht verlassen, Schulen, Kitas und Arbeitsstätten werden teilweise geschlossen, Reisen ist untersagt und nur Bereiche, die lebenserhaltend sind wie Supermärkte, Krankenhäuser, Apotheken, Lebensmittelfabriken und Betreuungsstätten bleiben geöffnet. Zu den weiteren Maßnahmen gehören Mindestabstände und das Tragen einer Schutzmaske. In Deutschland findet der erste Lockdown im März 2020 statt. Im Frühjahr 2021 werden die ersten Impfungen freigegeben und es kommt zu breit angelegten Impfkampagnen. Bis heute mutiert das Virus stark, so dass davon auszugehen ist, dass es weiter zu Covid 19 Infektionen kommen wird.
Neben vielen Akten von Solidarität macht die Pandemie aber auch verschiedene Muster bestehender Diskriminierungen deutlich und verstärkt diese sogar. Hier sind einige Beispiele:
Rassismus: Nur kurze Zeit nach der globalen Verbreitung macht sich anti-asiatischer Rassismus bemerkbar. Dies führt dazu, dass vermehrt mediale, verbale und körperliche Attacken gegen Menschen stattfinden, die als asiatisch gesehen werden. China wird pauschal diffamiert. Auch gibt es negative und rassistische mediale Berichte und es finden Einsätze von Polizei in Wohngebieten und Hochhäusern bzw. Heimen statt, in denen Geflüchtete, Rom*nja-Familien oder muslimische Familien wohnen. Anstelle von sozialen Gründen wird mit alten Stereotypen der Seuchenübertragung argumentiert.
Berufsgruppen und Klassismus: Während viele Menschen zur Zeit der Pandemie Wege finden, um von zu Hause zu arbeiten, gibt es auch Berufe, die weiterhin in Präsenz ausgeübt werden müssen. Nicht selten sind es solche, die ohnehin prekär bezahlt werden und deren Arbeitsplatz nur wenig Schutz vor dem Virus bietet wie z.B. Lieferdienste, Kassierer*innen, Pflegekräfte, später auch Lehrkräfte und Saisonarbeiter*innen aus Osteuropa, die jedes Jahr nach Deutschland reisen, um in der Landwirtschaft, Fleischindustrie und in der Pflegearbeit zu arbeiten. Besonders Spargelerntehelfer*innen, als auch Arbeiter*innen in Fleischbetrieben berichteten über lange Arbeitszeiten, fehlende Quarantäne und Krankenversicherungen und geringen Stundenlohn. Enger Kontakt führt daher unausweichlich zu mehreren Ausbrüchen mit Todesfolgen, besonders in der Fleischindustrie.
Alter, körperliche Beeinträchtigung, Vorerkrankung: Menschen, die ohnehin täglich darauf achten mussten sich nicht anzustecken, waren und sind nach wie vor in einer prekären Situation, die eng mit sozialer Isolierung, geringen finanziellen Möglichkeiten und der unbezahlten Pflegearbeit durch Angehörige einhergeht. Während der Pandemie verstärkt sich die Situation und wird insbesondere in Altersheimen deutlich, wo es zu Massenansteckungen mit oft tödlichem Ende kommt. Auch wird deutlich, dass diese Gruppe einem erneuten Ausschluss aus dem öffentlichen Leben ausgesetzt wird, da nicht überall die empfohlenen Schutzmaßnahmen eingehalten, oder zu schnell gelockert werden. Die Pandemie führt des Weiteren die Folgen der Sparpolitik und Privatisierung von Krankenhäusern vor Augen, die zu einer Überbelegung von Krankenbetten und Einschränkungen der Notversorgung führt.
Westen und Globaler Norden: Die Pandemie zeigt deutlich auf, wie Ressourcen global verteilt und nationale Interessen durchgesetzt werden. So sind Pflegepersonal, Ärzt*innen und Krankenhäuser zwar weltweit überlastet, aber der Zugang zu Schutzmasken, zu medizinischer Versorgung und – später – zu Impfstoffen und Medikamenten gegen Covid 19 ist im westlichen Teil des globalen Nordens wesentlich leichter. Expert*innen aus dem europäischen und anglo-amerikanischen Raum dominieren mit ihrem Wissen über die Pandemie, Impfstoffe aus westlichen Ländern werden, etwa gegenüber jenen aus China oder Russland bevorzugt, als wirksamer erklärt und schnell von europäischen und anglo-amerikanischen Ländern aufgekauft. Während es in Ländern wie der UK, Frankreich und Deutschland zu massiven Anti-Impf-Protesten kommt, mangelt es in anderen Ländern massiv an Zugang zu jeglicher Art von Impfstoffen. Des Weiteren können nicht alle Länder es sich leisten ihre Wirtschaft aufrechtzuerhalten und ihren Bürger*innen eine finanzielle Entschädigung zu zahlen. So kommt es zu massenhaften Arbeitsverlusten, Armut und Verschuldung.