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1933
-
1945
Widerstand im NS

Der Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft und Vernichtungspolitik ist vielschichtig: Es finden Flugblätter-, Sabotage- und Fluchthilfe-Aktionen politischer oder religiöser Gruppen wie etwa der Weißen Rose oder der jüdischen Untergrundorganisation Chug Chaluzi (Kreis der Pioniere) ebenso wie verschiedene Hitler-Attentate statt. Auch im Alltag leisten Menschen Widerstand, indem sie etwa von Deportation bedrohte Menschen verstecken, mit Lebensmitteln versorgen oder sie bei der Ausreise unterstützen. Auch in den von der NS-Herrschaft errichteten Ghettos wehren sich Menschen, wie etwa beim vierwöchigen Aufstand im Warschauer Ghetto im April 1943. Als im Juli 1942 die ersten jüdischen Menschen aus dem Warschauer Ghetto in Konzentrationslager abtransportiert werden sollen, gründet sich die Widerstandsorganisation Żydowska Organizacja Bojowa. Zu ihren Aufgaben zählt die Aufklärung der Ghettobewohner*innen über die Vernichtungslager, das Zusammentragen von Waffen und die Vorbereitung auf einen Widerstand. Als am 18. Januar 1943 erneut Menschen deportiert werden sollen, wehren sich die bewaffneten Bewohner*innen dagegen, wodurch sich die Deportation zumindest um einige Tage nach hinten verschiebt. Am 19. April 1943 bricht dann ein vierwöchiger Widerstand mit Straßenkämpfen aus, als das Ghetto endgültig aufgelöst werden soll. Am 16. Mai 1943 verkünden die Nationalsozialist*innen den Sieg über das Warschauer Ghetto und lassen die Große Synagoge in Warschau symbolisch sprengen. Über 56.000 Menschen werden bis zu diesem Tag von der SS und Polizeieinheiten getötet oder in Vernichtungslager deportiert. Im August 1943 folgt ein fünftägiger Aufstand im Ghetto Bialystok, deren Überlebende später nach Treblinka, Majdanek, Theresienstadt und später nach Auschwitz gebracht werden. Die meisten von ihnen sterben in den Lagern. Auch in den Konzentrationslagern leisten Menschen Widerstand, obwohl sie damit rechnen müssen mit physischer Gewalt, Essensentzug, Isolation oder dem Tod bestraft zu werden. Die Widerstandsformen sind vielfältig und kreativ: Sie reichen von großen und kleinen Manipulationen von Handarbeiten, über die Aufführung von Theaterstücken, Vorträgen und kleinen Konzerten, in denen geheime Botschaften für die Inhaftierten versteckt sind, bis zum Abhalten heimlicher Gottesdienste, das verbotene Hören von Radio und die Bildung von Informationsnetzwerken. Außerdem werden ohnehin geringe Lebensmittelrationen geteilt, Kranke gepflegt und gegenseitige emotionale Unterstützung gegeben. Diese Aktionen stärken die Solidarität der Häftlinge untereinander und zeigen ihnen, dass sie noch stets eine gewisse Handlungsmacht besitzen und nicht alleine sind. Neben diesen Aktionen finden auch Aufstände in Konzentrationslagern statt, wie etwa die Massenaufstände im August und Oktober 1943 in Treblinka und Sobibór. Am 2. August 1943 versuchen Häftlinge im Vernichtungslager Treblinka, nachdem sie an Waffen gelangt sind und mehrere Gebäude in Brand gesetzt haben, aus dem Lager zu fliehen. Die meisten derer, denen zunächst die Flucht gelingt, werden bei der anschließenden Verfolgung von der SS getötet oder zurück ins Lager gebracht, wo sie mit den anderen Widerstandskämpfer*innen exekutiert werden. Nur zwei Monate später kommt es zum Aufstand im Vernichtungslager Sobibór. Am 14. Oktober gelingt es einer Widerstandsgruppe 12 Menschen aus der NS-Belegschaft zu töten und etwa 300 Häftlingen zur Flucht zu verhelfen. Die meisten werden entweder auf der Flucht oder später im Lager erschossen. Beide Lager werden kurz nach den Aufständen geschlossen und in Bauernhöfe umgewandelt. Im größten Vernichtungslager Auschwitz bildet sich 1943 die Kampfgruppe Auschwitz. Sie nimmt Verbindung zu polnischen Gruppen außerhalb des Lagers auf, schmuggelt Medikamente ins Lager und kann sogar einigen Häftlingen zur Flucht verhelfen. Hauptziel bleibt jedoch ein bewaffneter Aufstand mit Hilfe von Widerstandsgruppen von außerhalb. Am 27. Oktober 1944 versuchen daher Mitglieder der Gruppe aus dem KZ zu fliehen, um von außen den Aufstand zu planen. Sie werden gefangen und mit Ausnahme von zweien, die sich vorher selbst das Leben nehmen, demonstrativ vor den anderen Häftlingen erhängt. Einige Monate zuvor hatte in Auschwitz-Birkenau im „Abschnitt B II e“ bereits ein Aufstand der Sinti- und Roma-Häftlinge stattgefunden. Sie widersetzten sich dem Plan die noch 6.000 lebenden Sinti und Roma (von insgesamt etwa 23.000 nach Auschwitz deportierten) in Folge eines Auflösungsbeschlusses zu ermorden. Als am Abend des 16. Mai die „Lagersperre“ verhängt wurde und die Häftlinge in die Gaskammern gebracht werden sollten, hatten sich diese bereits mit Messern, Spachteln und anderen Gegenständen bewaffnet und weigerten sich die Baracken zu verlassen. Die SS-Männer* zogen an diesem Abend unverrichteter Dinge ab. Bei der letztlich unabwendbaren „Auflösung“ des „Abschnitts B II e“ in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wehrten sich die letzten ca. 2900 Überlebenden vergebens mit aller Macht und Verzweiflung gegen ihre Ermordung.
Ausschnitt aus der TV-Dokumentation „Mit dem Mut der Verzweifelten -- Jüdischer Widerstand gegen Hitler" (2005).
Aufstand im Warschauer Ghetto
Germany
Sources
  1. Nazistische Konzentrationslager und Ghettos – Karte, Dokumentation und Erklärungstexte. Holocaust.cz. Date accessed: July 28, 2015.
  2. Wolfgang Benz. Deutscher Widerstand 1933-1945; Selbstbehauptung und Gegenwehr von Verfolgten. Bundeszentrale für politische Bildung. April 30, 2003. Date accessed: July 28, 2015.
  3. Rose Romani. “Wir wollten nicht kampflos in die Gaskammer gehen“ – Über den Aufstand der Sinti- und Roma-Häftlinge in Auschwitz-Birkenau. Die Politische Meinung . Zeitschrift für Politik, Gesellschaft, Religion und Kultur. Konrad Adenauer Stiftung e.V., May 5, 2004. Date accessed: July 28, 2015.
  4. Shoa und Antisemitismus. Onlinedossier der Bundeszentrale für politische Bildung. April 11, 2005. Date accessed: July 11, 2015.
  5. Nazi Germany and the Jews 1933-1939. Yad Vashem – The Holocaust Martyrs’ and Heroes’ Remembrance Authority. Date accessed: July 11, 2015.
  6. Chronologie des Holocaust 1933-1945. Chronologie des Holocaust. Date accessed: July 11, 2015.
Additional Resources
  1. Wolfgang Benz. Film: Per la Vita (2010, Regie: Katharina Obens/Tanja Seider). Film ab! Gegen Nazis – Filme für für die schulische und außerschulische Arbeit. Date accessed: July 11, 2015.
  2. Orte jüdischen Lebens in Berlin. Beuth Hochschule für Technik Berlin. Date accessed: July 11, 2015.
  3. The Holocaust Explained – Web-Portal für 11-16 jährige Schüler*innen. The Holocaust Explained. Date accessed: July 11, 2015.
  4. Projekt “Geschichtomat – Entdecke das jüdische Hamburg”. Geschichtomat – Ein digitaler Stadtplan. Date accessed: July 11, 2015.
  5. Dauerausstellung über Zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte erzählt aus der Sicht der jüdischen Minderheit. Jüdisches Museum Berlin. Date accessed: October 24, 2015.
  6. Bildungsmaterialien für Lehrende (Englisch). USC Shoa Foundation – Institute for Visual History and Education. Date accessed: October 24, 2015.
  7. European Holocaust Research Infrastructure (EHRI). EHRI Project. Date accessed: October 24, 2015.
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