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1987
Rechtsextremismus DDR

Am 17. Oktober 1987 stürmt eine Gruppe rechtsextremer Skinheads die Ostberliner Zionskirche, in dem ein inoffizielles Konzert der West-Punkband „Element of Crime“ und der Ost-Punkband „Die Firma“ stattfindet. Bis dahin waren rechtsextreme Tendenzen in der DDR öffentlich weitgehend negiert worden.

Um die 2000 Konzertbesucher*innen halten sich am 17. Oktober 1987 in der Kirche auf, als gegen 22:00 Uhr eine Gruppe von etwa 30 rechten Skinheads das Gebäude stürmt und wahllos auf die Besucher*innen einprügelt. Die Volkspolizei (Polizei in der DDR) ist zwar vor Ort, kann sich bei der brutalen Schlägerei jedoch nicht durchsetzen. Bis zu diesem Vorfall war die Präsenz von rechtsextremen und neonazistischen Gruppen in der explizit „antifaschistischen“ DDR öffentlich völlig negiert worden. Als die Täter zunächst sehr milde Strafen bekommen, kommt es jedoch zu einem Aufschrei sowohl in den BRD- als auch in den DDR-Medien. In den folgenden Jahren werden 40 Ermittlungsverfahren gegen 108 Skinheads in der DDR eingeleitet. Darunter auch Berufungsverfahren gegen die 30 Personen, die die Zionskirche gestürmt hatten. Es werden Haftstrafen bis zu maximal vier Jahren erteilt. Damit wird zum ersten Mal öffentlich anerkannt, dass auch die DDR nicht frei von rassistischen und rechtsextremen Tendenzen und Gruppierungen ist. Das DDR-Regime propagiert einen sozialistischen Staat, in dem alle Bürger*innen gleich seien und Diskriminierung jeglicher Art keinen Platz habe. Rassistische Einstellungen und Übergriffe gegenüber Vertragsarbeiter*innen, Einwander*innen, Jüd*innen, People of Color, Schwarzen, und Homosexuellen von Seiten der Mehrheitsgesellschaft waren bis dahin öffentlich verschwiegen worden. Die Staatsmacht der DDR war zwar häufig über solche Vorfälle informiert und oft sogar vor Ort, griff jedoch nicht ein. Kurz vor der Wiedervereinigung mehrten sich auch körperliche Angriffe aus der rechten Szene, wie etwa in Dresden, Halle und Riesa. In den Medien wurden solche Ereignisse oft als „Rowdytum“ abgewertet und damit der Fokus auf das jugendliche Aufbegehren gegen das DDR-System gelegt, anstatt die rassistischen Motive dahinter zu benennen. Dass es auch in Ostberlin bereits bestehende rechte Organisationen wie die Berliner Lichtenberger Front, den NS-Kradstaffel Friedrichshain oder die Gubener Heimatfront gab, blieb in den Medien der DDR völlig unerwähnt.
bildungskanal: Dokumentation über Neonazis in der DDR und den Anschlag auf die Zionskirche 1987.
Neonazis in der DDR: Die nationale Front
Dokumentation über Neonazis in der DDR und den Anschlag auf die Zionskirche 1987.
Germany
Sources
  1. Britta Bugiel. Rechtsextremismus Jugendlicher in der DDR und in den neuen Bundesländern von 1982-1998. Berlin, Münster: Lit Verlag..
  2. Johanna Engelbrecht. Rechtsextremismus bei ostdeutschen Jugendlichen vor und nach der Wende. Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag.
  3. Oliver Reinhard. Wotansbrüder und Weimarer Front. Die Zeit. February 19, 2012. Date accessed: June 17, 2015.
  4. Anja Maier. Die Nacht der Nazis in der Zionskirche. Die Tageszeitung. September 27, 2008. Date accessed: June 17, 2015.
Additional Resources
  1. Nazis und Neonazis in der DDR. Die nationale Front. Anschlag auf die Zionskirche. 31/05/2013. Date accessed: June 17, 2015.
  2. Peter Wensierski. Neonazis in der DDR 1988. 17/07/2012. Date accessed: June 17, 2015.
  3. Geschichte der Juden in Deutschland – Die DDR und die Juden Teil 1. 01/08/2013. Date accessed: June 17, 2015.
  4. Anetta Kahane. Ich sehe das, was du nicht siehst. Meine deutschen Geschichten. Berlin: Rowohlt Verlag.
  5. Jan C. Behrends, Thomas Lindenberger, Patrice G. Poutrus. Fremde und Fremd-Sein in der DDR. Zu historischen Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland. Hamburg: Verlag Dr. Kovac.
  6. Anne Bergmann. „Mit der Wurzel ausgerottet …” – Jüdisch-kommunistische Re_Migrant_innen zwischen Antifaschismus und Antisemitismus in der frühen DDR.
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