In der deutschen Vereinslandschaft sind Frauen*gruppen keine Seltenheit. Jedoch bestehen diese oft nur aus weiß-deutschen Frauen*, die zudem oft westdeutsch sind und der Mittelschicht angehören. Um das zu ändern, finden Anfang der 1990er Jahre mehrere Treffen und Konferenzen von und für nicht-weiße Frauen* statt.
Die zwei größten Treffen finden 1990 und 1991 statt. Vorher gab es besonders von Seiten Schwarzer westdeutscher Frauen* bereits mehrere Versuche, ihre Geschichten und Erfahrungen mit Rassismus, Sexismus und Homophobie öffentlich zu machen (siehe ADEFRA und ISD,1985).
Die erste Tagung mit dem Titel „Von/für ethnische und afro-deutsche Minderheiten“ findet vom 8. bis 10. Juni 1990 in Bremen statt. Unter anderem wird diskutiert, ob es politisch sinnvoll ist eine einheitliche Bezeichnung für Menschen mit Rassismuserfahrung zu schaffen, um eine gemeinsame Bündnispolitik zu betreiben. Als Vorschlag steht der Begriff „Schwarz“ im Raum. Schnell werden jedoch auch unter den Teilnehmerinnen unterschiedliche Positionen und Privilegien deutlich, die durch eine sprachliche Vereinheitlichung unsichtbar gemacht würden. Aus diesem Grund wird der Name für die zweite Tagung im nächsten Jahr in „Zweiter bundesweiter Kongress von und für Immigrantinnen, Schwarze deutsche, jüdische und im Exil lebende Frauen“ geändert. In diesem Umfeld ist auch die afro-deutsche Aktivistin und Dichterin May Ayim tätig (siehe Dekoloniale Erinnerungspolitik, 2010). Ziel beider Kongresse ist es einen Raum zu schaffen, in dem es möglich ist Menschen mit ähnlichen Erfahrungen zu treffen, sich über alltägliche und strukturelle Wirkung von Sexismen und Rassismen auszutauschen, voneinander zu lernen, sich zu unterstützen und an gemeinsamen Ideen zu arbeiten.
In der Folge bilden sich nach und nach Gruppen, die nicht nur weiß-deutsche feministische Positionen vertreten. So zum Beispiel die Vereine ADEFRA, GLADT und LesMigraS. Bereits in den 1970er Jahren hatte es selbstorganisierte migrantische Frauengruppen (MSO) gegeben, etwa Frauenchöre oder Nähgemeinschaften. 2013 findet der dritte Kongress unter dem Namen „FemoCo“ statt, der für „Frauen, Trans* und Inter*, die sich als Schwarze, of Color, als jüdisch, muslimisch, im Exil lebend, als Sinti und Roma oder als Migrant*in verstehen“ steht (siehe Konferenz FemoCo, 2013).