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Mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab – Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ sorgt der ehemalige Finanzsenator Berlins und Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank Thilo Sarrazin für Kontroversen. Das Buch enthält Überlegungen zu den Themen Migration, Arbeitsmarkt, Bildung, Armut und Demografie und ist eine Mischung aus pseudo-wissenschaftlichen Thesen und Statistiken zu genetisch-biologischen, demographischen und kulturellen Thematiken, die Sarrazin aus Büchern anderer entnommen hat. Kern seines Buches und gleichzeitig der Kritik daran ist seine Verknüpfung von Herkunft, Klasse und Intelligenz. Die eugenisch-rassistische Logik, die Kritiker*innen in seiner Argumentation feststellen, wird durch Elemente einer darwinistisch-rassistischen Genlehre (siehe Sozialdarwinismus und Eugenik, 1890) ergänzt und in Scheinbegriffe wie „unterschiedliche Kulturen“ oder „Ethnien“ verschleiert. Die öffentliche Reaktion auf sein Buch ist geteilt: Zwar gibt es viel öffentliche Kritik, doch auch viel Zustimmung aus der bürgerlichen Mitte. Gegner*innen von Sarrazins Thesen bewirken seinen Rücktritt aus dem Bundesbankenvorstand, sein Ausschluss aus der SPD wird jedoch nicht erreicht. Schon 2009 wurden Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung und Beleidigung gegen ihn eingeleitet, unter anderem nach einer Klage vom Türkischen Bund Berlin Brandenburg (TBB). Alle Verfahren wurden jedoch mit dem Verweis auf das Recht zur freien Meinungsäußerung eingestellt. Der TBB reicht daraufhin eine Klage bei der UN in Genf ein. Dabei wird festgestellt, dass Sarrazins Thesen als eindeutig rassistisch gewertet werden müssen und Deutschland wird aufgefordert, seinen politischen Umgang mit rassistischen Äußerungen in der Öffentlichkeit zu überprüfen. Im Februar 2011 entsteht mit dem Gemeinschaftsprojekt “Manifest der Vielen – Deutschland erfindet sich neu” der Autorin Hilal Sezgin und 30 weiteren Autor*innen ein positiver Gegenentwurf zu Sarrazins Buch. Die Autor*innen schreiben über andere Wirklichkeiten migrantischen Lebens in Deutschland und zwar aus der Perspektive von Migrant*innen selbst. Sie schreiben über Themen wie Herkunft, Heimat und Identität und kommen zu dem Schluss: Um sich nicht abzuschaffen, muss Deutschland sich neu erfinden.